
Zehn Fragen an Pastor Alexander Zeeb zu seiner Amtseinführung
1. Wann hast du unsere Gemeinde kennen gelernt und welche Eindrücke hat diese Zeit bei dir hinterlassen?
In den Jahren 1991 bis 1996. Die Gemeinde Herne ist für mich und meine Frau Lena unsere Heimatgemeinde. Hier haben wir die ersten Erfahrungen im Glauben gemacht und sind auf das Bekenntnis unseres Glaubens getauft worden. Hier haben wir Menschen kennen gelernt, die uns geistlich geprägt haben. Dazu gehören, nur um einige zu nennen, Friedrich und Renate Windisch, Helmut Sczepan, Ulrich Wessel und Fritz Gläsmann. In der Gemeinde Herne habe ich die Freude an der Weitergabe des Evangeliums entdeckt und meine ersten Schritte in der Mitarbeit, damals in der Jungschar, gemacht. Hier ist auch der Entschluss gereift, die Bibel intensiver zu studieren und die theologische Ausbildung zu bekommen.
2. Warum hast du dich entschieden, Pastor zu werden?
Am Anfang stand der Wunsch, Gott und sein Wort besser kennen zu lernen und wachsende Gewissheit, in dieser Entscheidung Gottes Willen zu sehen. Mein Weg in den pastoralen Dienst war eher außergewöhnlich. Ich erlebte ihn als Gottes Führung, indem Gott mich einen Schritt nach dem anderen führte. Auf diesem Weg durfte ich die Ermutigung anderer Christen, wachsende innere Gewissheit und die „geöffneten Türen“ als eine Bestätigung für den Dienst als Pastor erkennen.
Für diesen Weg, auf dem mir die Menschen ihr Vertrauen entgegen gebracht haben, bin ich sehr dankbar. Es ist für mich ein großes Vorrecht, Gott und seiner Gemeinde als Pastor zu dienen.
3. Du hast in Lemgo die gleiche Bibelschule besucht wie die Bibelschülerinnen, die in Jemen getötet wurden. Damals ist viel Kritik an der Bibelschule laut geworden. Was würdest du den Kritikern antworten?
Zunächst: Ich glaube, dass wir heute immer noch den Auftrag haben die Botschaft der Liebe Gottes in Wort und in der Tat den Menschen auf der ganzen Welt zu bringen. Ich habe hohen Respekt und Anerkennung vor Christen, die in der Mission tätig sind. Die beiden getöteten Frauen waren zu einem kurzen Hilfseinsatz im Land und halfen in einem Krankenhaus. Sie sprachen nicht einmal die Landessprache, um die Menschen zu missionieren. Ihr Ziel war in erster Linie, den Menschen zu helfen. Es steht bis heute nicht fest, ob diese Ermordung aus religiösen Gründen oder aus krimineller Energie geschehen ist. Ich weiß nicht welche Informationen zu dem Zeitpunkt den Entscheidungsträgern vorlagen und ob sie die Gefahrenlage damals objektiv einschätzen konnten. Dieser traurige Fall zeigt, welche tragischen Folgen die Einsätze in den Krisengebieten haben können. Umso sorgfältiger müssen die Entscheidungen gefällt werden.
4. Welche Lehren hast du aus der Zeit deiner Pastorenschaft mitgenommen. Welches sind die Akzente, die du gesetzt hast?
Jeder Pastor, insbesondere am Anfang seines Dienstes, wünscht sich, eine Erweckung zu erleben. Mir ist es wichtig geworden, Einzelne zu sehen und mich über jeden Menschen zu freuen, der ein Leben im Vertrauen zu Gott beginnt. Jesus Christus sagt, dass im Himmel ein Fest gefeiert wird, wenn ein Mensch zu Gott umkehrt. Daran will ich fest halten!
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den wesentlichen Teil des Gemeindelebens prägen und mitgestalten. Ohne ihre Hingabe und ihren Einsatz wäre das Gemeindeleben in ihrer Vielfalt, gerade in eher kleineren Gemeinden, überhaupt nicht denkbar. Ihnen zu danken und ihren Dienst anzuerkennen, ist mir ganz wichtig.
Meine Überzeugung ist, dass die Gemeinde von Beziehungen lebt, nicht von den Programmen und Veranstaltungen. Sie können nur als Folge und Ergänzung der Beziehungen ihren sinnvollen Raum haben. Nicht umgekehrt.
Wenn ich hier diese Punkte nenne, bedeutet es nicht, dass ich sie in meinem bisherigen Dienst als Pastor immer umgesetzt habe. Manche Lehren kann man auch aus den erkannten Defiziten ziehen.
Welche Akzente habe ich als Pastor gesetzt? Ich habe versucht Menschen zu einem Leben mit Gott und auf dem Weg der Nachfolge Jesu zu ermutigen. In den vergangenen Jahren ist die Gemeinde Borken deutlich gewachsen. Die EFG Coesfeld ist stabil und blickt zuversichtlich der Zukunft entgegen. Zu dieser Entwicklung durfte ich als Pastor beitragen und viele Menschen persönlich begleiten.
5.Welches sind deine Stärken, welches deine Schwächen?
Ich bin ein Beziehungsmensch. Ich bin gerne mit anderen Menschen zusammen, unabhängig von ihrem Alter und ihrer Herkunft. Es fällt mir leicht, auf neue Menschen zu zugehen, und sie in ihrem Leben zu begleiten. Ich predige gerne, wobei das Predigen für mich immer wieder neu eine Herausforderung ist.
Als Schwäche kann ich sagen, dass ich kein ausgeprägter, visionärer Leiter bin. Ich bin kein Mensch, der sich gerne durchsetzt und selbstbewusst andere überzeugt. In solchen Situationen bin ich eher zögerlich, hinterfrage mich selbst. Manche Prozesse können dadurch verzögert und die Entscheidungen verschleppt werden.
6. Einer der Bewerber um das Pastoramt in Herne ist nicht gewählt worden, weil er eine zu große Nähe zur Volxbibel hatte. Was denkst du über die Volxbibel?
Ich besitze keine Volxbibel. Ich weiß, dass es unterschiedliche Haltungen zu dieser Bibelübertragung gibt. Ich sah bisher keinen Anlass, mich persönlich mit dieser Frage zu beschäftigen. Im Übrigen denke ich nicht, dass die Diskussion darüber für die Gemeinde von so großer Bedeutung ist. Es gibt mit Sicherheit weit wichtigere Fragen, die unsere Aufmerksamkeit erfordern.
7. Die Situation in Herne ist nicht einfach. Die Gemeinde besteht aus Alteingesessenen, aus den sogenannten Russlanddeutschen, aus Menschen, die aus Afrika oder Asien stammen, aber viel größer, als die „ethnischen“ Unterschiede sind die zwischen Konservativen und Liberaleren. Siehst du das ähnlich? Wie willst du mit der Situation umgehen?
Wie ich schon sagte, bin ich gerne mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und Alters zusammen. Die Gemeinde Jesu ist generationenübergreifend, global und multikulturell. Wenn das sich in einer Ortsgemeinde widerspiegelt, dann ist es ein Vorgeschmack auf den Himmel. Die Vielfältigkeit der Gemeinde ist zugleich ein Übungsfeld für die liebevollen Beziehungen. Gerade sie sollen uns als Christen nach den Worten Jesu auszeichnen. Aus meiner früheren Erfahrung kann ich nicht sagen, dass es in der Gemeinde Herne in geistlichen Fragen ganz große Differenzen gab. Inzwischen sind mehr als 13 Jahre vergangen, in denen viel passiert ist. Ich versuche, alle Christen als meine Schwestern und Brüder im Glauben zu sehen, ohne jedem eine Etikette zu verpassen. Wenn ich das neue Testament lese und den Kreis der Jünger anschaue, fällt mir auf, dass es dort nicht nur die Vielfalt, sondern auch gegensätzliche Meinungen und Weltanschauungen gab. Doch weil Jesus sie alle berufen und vereint hat, wuchsen sie zu einer tiefen Gemeinschaft. Das wünsche ich uns als Gemeinde auch – Jesus im Mittepunkt zu sehen. Je mehr wir ihm nahen, desto näher kommen wir auch zu einander. Das, was uns verbindet, ist viel mehr als das, was uns trennen kann. Das will ich betonen und selbst danach leben.
8. Worin siehst du die Schwerpunkte deiner Arbeit?
Ich will für andere ein Ermutiger auf dem Weg zu Gott und ein geistlicher Begleiter im Leben sein. Gott hat seine Gemeinde durch seinen Sohn Jesus Christus erlöst und ihr die unterschiedlichen geistlichen Gaben gegeben. Ich sehe meine Aufgabe darin, meinen Geschwistern im Glauben zu helfen, ihre Gaben zu erkennen und zu entfalten. Ich will ein Hoffnungsträger sein. Diese Welt hat Hoffnung, weil Gott jeden Menschen liebt. Ich will dazu beitragen, dass die Gemeinde diese Hoffnung ausstrahlt.
9. Unter welches Motto würdest du deine Arbeit in Herne stellen?
Getreu dem Motto von Johann Gerhard Oncken: „Zur Ehre Gottes und zum Wohle der Menschen“
10. Hier darfst du eine Antwort auf eine nicht gestellte Frage geben!
An dieser Stelle möchte ich den Mitgliedern der Gemeinde Herne ganz herzlich für ihr Vertrauen danken. Ich freue mich auf diese neue Herausforderung und bin gespannt, darauf was wir gemeinsam mit unserem Herrn erleben werden. Für mich persönlich ist ein Bibelvers aus dem Epheser Brief sehr kostbar geworden. Diesen Zuspruch Gottes möchte ich erneut und zuversichtlich mit euch gemeinsam in Anspruch nehmen: „Gott aber kann viel mehr tun, als wir jemals von ihm erbitten oder uns auch nur vorstellen können. So groß ist seine Kraft, die in uns wirkt.“ (Eph. 3, 20)
Die Fragen stellte: Horst Martens

Familie Zeeb: Lena, Melanie, Angelika, Annsophie, Alexander und Matthias.